Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands K.d.ö.R.

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Rede anlässlich der Kundgebung „Das Lambrechter Tal solidarisch: gegen Extremismus, Rassismus und Diskriminierung“,  Lambrecht 23. März 2024, 15.00 Uhr
 
 
 
Liebe Mitmenschen,
 
 
als freireligiöse Gemeinschaft haben wir schmerzliche Erfahrungen mit Rechtsextremismus gemacht. Wir möchten sie nicht wiederholen. Verbote der Gemeinden, auch hier die in Lambrecht und erst recht in Iggelbach, Verhaftungen von Mitgliedern und deren Haft in KZ oder ihre erzwungene Flucht und Emigration  wollen wir nicht mehr. Wir wollen das nicht mehr nur für uns, sondern für alle freiheits- und demokratieliebenden Menschen in diesem Land.
 
 
Zwei Themen beschäftigen mich besonders:  zum ersten die Bereitschaft vieler in vielen Bereichen der Gesellschaft, sich schleichend an die Wortwahl aus rechten Kreisen anzupassen, sie  teilweise zu übernehmen. Wie wir sprechen, beeinflusst auch, wie wir denken und fühlen.
 
 
Manche Worte hören sich harmlos an, aber meinen bei genauerem Hinhören brutale Aktionen.  Ich will ein Beispiel aus der Nazizeit nennen: Schutzhaft. Hört sich harmlos an, tatsächlich bedeutete es, die Polizei konnte jeden verhaften, ohne Gerichtsbeschluss beliebig lange festhalten, verprügeln und foltern, und Verteidigung war nicht möglich.
 
 
Und wenn Sie sich die Wortwahl rechtsextremer Kreise ansehen, dann erkennen Sie das gleiche Muster: Verharmlosung menschenverachtender Pläne, systematisch versuchte Ausgrenzung von Menschen, die hier geboren sind, als „aufgepfropfte“, usw.
 
 
Solche verharmlosenden Begriffe sind gefährlich, Verschleierungen der tatsächlichen Vorstellungen und Pläne.  Setzen Sie richtigerweise statt Remigration die Begriffe Vertreibung, Enteignung und Verfolgung, dann erkennen Sie den Zwang und die Unmenschlichkeit, die hier versucht werden zu verdecken.
 
 
Es ist eine Sprache, die dazu dient, eine Spaltung zwischen einem „Wir“, das nur die Rechtsextremen richtig definieren können und allen anderen hervorzurufen und zu vertiefen. Und „wir“ hier auf diesem Platz sind nicht mitgemeint.
 
 
Nicht der einzelne Mensch in seiner Einzigartigkeit zählt und wird respektiert, sondern ob er in das Schema passt, das sich rechts zurechtgelegt hat.  Wir wissen alle, dass wir als Menschen zu Vorurteilen neigen, das ist menschlich. Auch wir setzen alle gerne eine einzelne Person als stellvertretend für eine Gruppe, vor allem, wenn wir uns falsch behandelt fühlen. Aber wir alle können und bemühen uns, immer wieder die einzelne Person in ihrer Einzigartigkeit zu sehen und ihre Verschiedenheit zu respektieren. Die Vielfalt der Lebenswege  ist ein Grundpfeiler demokratischen Lebens. Wir  achten die Menschen, so verschieden sie sind und ihr Leben gestalten, als gleichwertige Menschen. Wir  erkennen, worin wir bei allen Unterschieden gleich sind und gleiches wollen, das ist Demokratie zu leben, nicht einfach, aber bereichernd.
 
 
Und wir achten die Selbstbestimmung der einzelnen.
 
 
Das ist mein zweites Thema: denn nicht Sie, nicht ich entscheiden, wer und was  jeweils gemeint ist und zu welcher Gruppe gehören soll, wer das „Wir“ darstellt, sondern die Rechtsextremen.
 
 
Nicht die Menschen zählen und deren Selbstbestimmung, sondern nur die Einordnung durch die Rechten, und die ist willkürlich. Jederzeit veränderbar,  dient sie einem einzigen Zweck, dem der Machterringung und –erhaltung.
 
 
Auch diese Erfahrung  mussten unsere Gemeinschaften machen: nicht ihre Selbstdefinition und ihr Handeln zählte, sondern ausschließlich der Nutzen, den ihr Bestehen oder das Verbot haben würde für die Diktatur.
 
 
Solange jemand nützt, darf die Person existieren, ansonsten wird sie „entsorgt“. ‚Und das gilt für alle, selbst für die, die glauben, sie seien als Unterstützer da ausgenommen. Niemand kann und darf sich sicher vor der Diskriminierung und Verfolgung durch rechtsextreme fühlen.
 
Diese menschenverachtende Haltung ist gleich geblieben von damals bis heute.
 
 
Daher mein Appell an Sie: hören Sie genau hin, übersetzen Sie sich die Begriffe, die da benutzt werden in konkrete Handlungen und erschrecken Sie.
 
Und greifen wir die Themen auf, auf die ständig von Rechts verwiesen wird, aber nutzen wir unsere Worte der Achtung und der Mitmenschlichkeit, um auf sie einzugehen und gemeinsam Lösungen zu suchen.
 
 
Unsere Grundrechte heißen: Freiheit der Meinung, der Versammlung, der Wissenschaft, der Kunst, der Religion, des Glaubens und des Gewissens.
 
Sie heißen nicht Recht auf  Ausgrenzung, Beleidigung,  Verfolgung, Diskriminierung.
 
 
Für diese Freiheit eines friedlichen, eines achtungsvollen Miteinanders müssen wir handeln, nicht nur mit Demonstrationen, sondern täglich. Gelegenheiten gibt es immer und überall, beim Gespräch mit Nachbarn, in den Vereinen, bei einer Bahnfahrt, in der aktiven Hilfe für diskriminierte Menschen und von Rechtsextremen verfolgte Personen.
 
Nutzen Sie sie bitte. Danke
 
 
Renate Bauer
 
Präsidentin des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands




Gedanken zu 2024
 
 
Für den BFGD und damit auch für mich beginnt mit dem neuen 2024  etwas Neues (oder doch wieder Altes?), denn ich wurde im November zur Präsidentin des BFDG gewählt.
 
Meinem Vorgänger und neugewählten Ehrenpräsidenten Siegward Dittmann danke ich nochmals ganz herzlich für die bisher geleistete Arbeit.
 
 
Ich schrieb oben “Altes“, denn manche, die schon länger dabei sind, erinnern sich womöglich, dass ich schon einmal für ein Jahr Präsidentin war. Wilhelm Bonness war zurückgetreten und ich als gewählte Vizepräsidentin übernahm bis zu den nächsten Wahlen  das Amt.
 
 
Jetzt bin ich nicht nachgerückt, sondern gewählt, ganz den demokratischen Strukturen unserer Organisation gemäß.
 
Wenn ich die Geschichte des BFGD betrachte, haben wir diese Strukturen die ganze Zeit bewahrt. Sie geben uns Freiheit und damit Verantwortung. Denn das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Sie geben uns die Verantwortung, für diese Freiheit einzutreten, die Freiheit des Denkens, der kritischen Vernunft und der Religion und Weltanschauung.
 
 
Wir singen gerne und haben auch bei der Feierstunde zum Abschluss der Bundesversammlung gesungen, nämlich „die Gedanken sind frei“.
 
Manchmal höre ich Menschen sagen: Hauptsache ich kann denken, was ich will, ich muss ja nicht alles gleich sagen. Andere wiederum verlangen: Man wird das wohl noch sagen dürfen.
 
 
Gedanken müssen wir auch  in Tat umsetzen können, wir müssen feiern können und miteinander diskutieren, wir müssen widersprechen können, wenn Menschen beleidigt werden, missachtet oder bedroht. Wir müssen für die Erhaltung der Natur und deren Vielfalt eintreten können.
 
 
Freiheit ist Verantwortung. Die Freiheit des Denkens und der Meinung braucht dazu ein Regulativ, nämlich die Achtung vor allen Menschen, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
 
 
In unserer Gesellschaft beobachte ich wieder eine Stimmung der Verachtung anderer, Hass findet sich nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch auf der Straße. Wie schnell sich Gefühle in unüberlegten Handlungen ausdrücken, erleben wir zu oft.  
 
 
Der BFGD braucht eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft, um leben zu können, er braucht die Achtung der anderen  und für andere und die Freiheit, die eigenen Grundsätze leben zu können. Ich bin außerdem überzeugt, dass unsere Grundsätze unserer Gesellschaft insgesamt gut tun und dass diese unsere Prinzipien braucht.
 
 
Auf der Sprecher*innentagung des DFW wurde als eines der Ziele genannt: die Verbindung zwischen den Generationen zu stärken. Wenn Sie so wollen, sehe ich meine Aufgabe auch darin, der jungen Generation der Sprecher*innen den Rücken zu stärken und gemeinsam für die Ideen und Werte unserer Gemeinschaften nach innen und nach außen einzutreten. Demokratie in unseren Gemeinschaften verwirklicht sich gerade  in der Mitwirkung vieler Ehrenamtlicher. Auch deren Engagement möchte ich unterstützen und helfen, dass sich auf dieser Ebene mehr Engagierte miteinander vernetzen und gegenseitig helfen.
 
Sie sehen, es gibt einiges zu tun, in unsren Gemeinschaften und mit diesen in unserer Gesellschaft. Und: dafür ist niemand zu alt oder zu jung, um mitzuwirken. Machen Sie mit, bringen Sie bitte Ihre Zeit ein, Ihre Ideen, Ihre Spenden.
 
 
1859 wurde der BFGD gegründet, 2024 wird er  165 Jahre alt. Im Vergleich zu anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ist das wenig, und doch so viel.  
 
Machen wir was draus, pflanzen vielleicht 165 Bäume, gewinnen mindestens 165 neue Mitglieder, treten mindestens so oft öffentlich für die Freiheit und Menschenwürde ein.
 
Wären doch mal gute Ziele!
 
 
Renate Bauer
Unsere Arbeitsgemeinschaften:

Hilfe für Flutopfer

Liebe Freundinnen und Freunde,

die Flutkatastrophe in den letzten Tagen hat viele Menschenleben gekostet. Wir sind tief betroffen und trauern mit den Angehörigen und Freunden. Bei Ihrem schweren Verlust können wir kaum helfen.

Aber die Menschen dieser Region benötigen nicht nur kurzfristig, sondern noch über Monate auch finanzielle Hilfe, um ihre Existenz einigermaßen retten zu können.

Wir bitten Sie deshalb, Spenden Sie für die Opfer dieser Flutkatastrophe.

Bitte Spenden Sie auf das Konto des BFGD: DE78 5502 0500 0001 5209 00 unter "Fluthilfe", wir werden Ihre Spenden gesammelt auf das Spendenkonto "Katastrophenhilfe Hochwasser" der Landesregierung Rheinland-Pfalz in Mainz überweisen.

Auf Wunsch erhalten Sie selbstverständlich eine Spendenbescheinigung.

Siegward Dittmann

Präsident
Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands K.d.ö.R.

Unsere Geschäftsstelle
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